Ernährung nach Louwen

Was ist dran an der Ernährungsempfehlung nach Louwen ab der 36. SSW auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten?

Die Ernährungsempfehlung ist benannt nach Prof. Dr. med. Frank Louwen, ein Geburtshelfer der Unifrauenklinik in Frankfurt

Er stellte den Zusammenhang zwischen einem erhöhten Blutzuckerspiegel, der verminderten Prostaglandinproduktion und verminderter Bildung von Prostaglandinrezeptoren an der Gebärmutter und einen gestörten Fettstoffwechsel her. 

 

Das hört sich kompliziert an, deshalb hier zum besseren Verständnis näher erklärt.

Rezeptoren sind Empfänger-Andockstellen eines Organs. Sie sind spezifisch und können dadurch sehr gezielte Aktionen des Organs hervorrufen. Die Andockstellen der Prostaglandine an der Gebärmutter werden erst zu einem bestimmten Zeitpunkt der Schwangerschaft vorbereitet und sind dann „ansprechbar“.  Bis zur 36. SSW soll die Gebärmutter entspannt sein und Dein Kind behüten, vorzeitige Wehen sind eine behandlungsbedürftige und ungewollte Schwangerschaftsveränderung.

Nach den Senkwehen um die 36. SSW sind (Übungs-)Wehen gewünscht, nun beginnt die Vorbereitung und die Andockstellen werden zugänglich, durch eine Fehlernährung kann der Prozess der Vorbereitung nur unzureichend erfolgen.

 

Was sind Prostaglandine?

Prostaglandine sind Gewebshormone, die das Gewebe des Gebärmutterhalses weicher machen und verkürzen. Sie sind auch für die „Kontraktionsfreudigkeit“ der Gebärmutter verantwortlich und lösen den Geburtsbeginn aus. Bis zur Übergangsphase sind sie für eine koordinierte Wehentätigkeit zur Eröffnung des Muttermunds zuständig. Erst in der Austreibungsphase übernimmt das Hormon Oxytocin das Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur, in den Preßwehen und zur Plazentageburt.

Ein Enzym in den Fettzellen baut zu dem den Prostaglandin-Botenstoff ab, das bedeutet, dass Frauen die viel in der Schwangerschaft zugenommen haben, vielleicht vorher auch schon adipös waren, häufiger einen verzögerten Geburtsbeginn haben und über den Entbindungstermin gehen – Ausnahmen bestätigen die Regel 🙂

Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass zu viel Zucker zu einer Überstimulation der Prostaglandinrezeptoren führen kann, was wiederum zum Abbau der Rezeptoren führt.

 

Die Auswirkungen hier zusammengefasst:

  • Bewegungsmangel und zu viel Zucker in der Ernährung reduziert die Prostaglandinproduktion
  • Zucker in der Ernährung wird zu „Hüftgold“ umgewandelt, das führt zum Abbau der Prostaglandinrezeptoren 
  • wenn Prostaglandine Wehentätigleit auslösen sollen oder z. B. bei der Geburtseinleitung gegeben werden, können diese schlecht wirken, da sie keine Möglichkeit haben anzudocken 
  • freie Prostaglandine, die keine Andockstelle finden, weil die Rezeptoren abgebaut wurden, bleiben trotzdem im Körper und erhöhen unter der Geburt die Schmerzempfindlichkeit 

 

Die Geburt kommt schwerer in Gang, ist schmerzhafter und dauert länger.

 

Die Louwen Ernährung ist im eigentlichen Sinne keine Diät zum Abnehmen, sondern hat ihr Augenmerk auf die Kohlenhydratqualität, auch Glykämischer Index genannt.

Der Glykämische Index beschreibt wie stark durch das Lebensmittel der Blutzucker ansteigt. Sowie bei der Ernährung langkettige, ungesättigte Fettsäuren zu bevorzugen.

Je stärker das Lebensmittel verarbeitet wurde, desto höher ist der Index. Diese Lebensmittel sollen bei der Louwen-Ernährung ab der 36. SSW gemieden werden: Nudeln, Reis, Mais, Kartoffeln in Form von Pommes und Kartoffelbrei, bestimmte (Trocken-)Früchte, Süßigkeiten, süße Getränke sowie Säfte.

Da es schon sehr viele Übersichtstabellen mit den bevorzugten Lebensmitteln der Ernährungsempfehlung gibt, lohnt ein Blick ins Web. 

Quellen:

Prof. Dr. med. Hildebrandt über das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren damit Wehentätigkeit entsteht

Auswirkung von Fettleibigkeit auf die Geburt

Auswirkung der Ernährung auf die Prsotaglandinbildung