Die Hausgeburt unseres kleinen Wunders

 

Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals eine Hausgeburt in Betracht ziehen würde. Bis zu dem Tag, an dem ich erfahren habe, dass ich schwanger bin.

Als ich schwanger war, kam aus dem Nichts der Wunsch nach einer Hausgeburt auf. Mein Mann sah meinen Wunsch sehr kritisch und stand ihm ängstlich entgegen. Die Suche nach einer Hebamme, die Entbindungen zu Hause vornimmt, gelang mir recht schnell. Nach dem Erstgespräch zu dritt waren alle Sorgen meines Mannes weg. Wir haben eine fantastische Hebamme gefunden, die so empathisch und authentisch ist, und die an eine sanfte und schöne Geburt glaubt wie wir.

Für die Hausgeburt habe ich entschieden, dass mein Mann, meine Schwester, meine Hebamme und unser Hund dabei sein werden.

Auf die Geburt habe ich mich einige Wochen vorher vorbereitet, in dem ich, mein Mann und meine Schwester das Buch von Marie F. Mongan “Hypnobirthing” gelesen haben. Täglich habe ich Wellenatmung und Mediationen geübt.

6 Wochen vor ET habe ich täglich 6 große Medjool Datteln gegessen, Himbeerblättertee getrunken, Yoga gemacht, täglich positive Affirmationen gelesen und die Louwen Ernährung angefangen.

Am 03.02.23 hatte ich morgens leichte Wehen.

Ich habe bereits mit meiner Hebamme am Vortag versucht, die Geburt sanft einzuleiten (mit Nelkenöl und Senfmehl Fußbädern).

Die Wehen morgens habe ich versucht, stabil zu halten, in dem ich umher und die Treppe hoch und runtergelaufen bin, leider ohne Erfolg. Den ganzen Tag über war es dann sehr ruhig. Gegen 20 Uhr haben mein Mann und ich Essen bestellt und einen Film angemacht. Langsam bauten sich wieder stärkere Wellen auf. Die Wellen waren stärker als sonst, teilweise habe ich angefangen sie zu vertönen.

Die Abstände waren vom Gefühl her jedoch noch sehr weit auseinander (ca. 10–15 min). Wir haben den Film angesehen und einen Salat gegessen. Bewusst habe ich mich dagegen entschieden, die Abstände zu messen, da ich nicht erneut enttäuscht werden wollte. Meiner Schwester habe ich geschrieben, dass es sein kann, dass es heute Nacht losgeht.

Gegen 22 Uhr haben mein Mann und ich das Wohnzimmer so eingerichtet, wie wir es uns zur Geburt vorgestellt haben, mit Lichterketten, Aromaöl und Musik, um die Produktion des Oxytocins zu fördern. Mein Mann hat sich auf die Couch gelegt und ist eingedöst. Ich habe ihn schlafen lassen, weil ich dachte, es könnte evtl. wirklich losgehen in der Nacht.

Ich habe die Wellen auf dem Gymnastikball veratmet und getönt. Sie wurden intensiver, jedoch noch unregelmäßig. Um 22:42 Uhr überwältigte mich eine unheimlich starke Welle, bei der ich meine Position nicht mehr halten konnte, ich bewegte mich umher wie eine Spinne auf einer heißen Herdplatte. Bei dieser Welle ist die Fruchtblase gesprungen. Ich habe meinen Mann mit den Worten „meine Fruchtblase ist geplatzt, es geht los, stell den Pool auf“ aufgeweckt.

Mein Mann ist aufgewacht und hat angefangen, alles aufzubauen. In seinem Halbschlaf und seiner Aufregung durchstach er den Pool beim Aufpumpen und musste ihn in all der Aufregung noch flicken.

Ich bin hoch ins Bad, um mit einem ph-Teststreifen zu messen, ob es wirklich Fruchtwasser war, das abgegangen ist, und die Hebamme anzurufen. Während dessen mein Mann im Erdgeschoss alles aufgebaut hat, habe ich mit unserer Hebamme besprochen, dass wir uns nochmal melden, wenn der Abstand zwischen den Wellen kürzer wird, da ich bei etwa 5–7 Minuten unregelmäßig lag. Meiner Schwester habe ich geschrieben „Komm”. Sie hat es gar nicht glauben können, da ich kurz vorher noch so unsicher war, ob es losgeht.

Gegen 23: 10 Uhr bin ich ins Erdgeschoss, meine Schwester ist eingetroffen und ich hatte direkt das Bedürfnis mich in den Pool zu setzen. Meine Schwester hat dann den Abstand der Wellen angefangen zu messen, während ich versucht habe, mich ihnen vollständig hinzugeben. Im Wasser wurde der Abstand sehr viel kürzer. Manche Wellen kamen im 20 sek. Abstand, andere im Abstand von 2 Minuten.

Mein Mann musste mich stützen bei den Wellen und ich wurde immer lauter, um dem Druck standzuhalten. Laut meinem Mann hat er unsere Hebamme gegen 23:45 Uhr angerufen. Um 00:01 Uhr traf sie ein. Schnell wurde ihr klar, dass diese Geburt nicht mehr lange gehen wird.

Sie schaute ein einziges Mal nach dem Muttermund, der bereits völlig geöffnet war. Ich hatte eine intensive Welle nach der anderen, die ich angefangen habe zu verschreien. Die Schreie waren von so tief unten, sie fühlten sich an wie das Brüllen eines Löwen – so voller Kraft. Ich habe jedoch nicht aus Schmerz geschrien. Das Schreien erleichterte es, mit dieser Kraft und diesem wahnsinnigen Druck umzugehen. Ich habe mich so stark gefühlt, mein Kind endlich empfangen zu dürfen, völlig angstfrei, voller Freude – es zu Hause empfangen zu dürfen.

Meinen Mann habe ich in den Pool gebeten, da ich das Bedürfnis hatte nach mehr Nähe zu ihm. Ich fühlte mich, als ob uns beide während den Wellen eine Blase von der Außenwelt abtrennte. Mein Mann strahlte die ganze Zeit eine fantastische Ruhe und Zuversicht aus. Ich konnte in seinen Armen während den Wellen völlig loslassen. Trotzdem konnte ich die gesamte Geburt darauf achten, meine Hände und meinen Kiefer locker zu lassen. Zwischen den Wellen habe ich Witze gemacht und mich entschuldigt dafür, dass ich so laut bin, obwohl ich keine Schmerzen habe. 0:50 Uhr war die Spannung auf dem höchsten Punkt, ich spürte ein starkes Brennen (Ring of Fire), mit einer wahnsinnigen Kraft und Intensität, die durch meinen Körper strömte.

In der Wellenpause brauchte ich einige Momente mich zu sammeln, um den Kopf meines Babys mit der Hand spüren zu können. Mein Körper lief so voll mit Glücksgefühlen. Der Kopf meines Babys fühlte sich fantastisch an.

Noch eine starke Welle am 04.02.23 um 0:54 Uhr und meine Kleine kam in einem Stück schmerzfrei rausgeschossen. Dieses Gefühl war so unbeschreiblich erleichternd. Ich hob sie selbst aus dem Wasser, wie ich es mir vorab gewünscht habe und wie es besprochen war.

Mein kleines Mädchen war geboren. Die Nabelschnur war einmal um den Hals gewickelt. Diese löste ich und legte sie auf meine Brust. Mein kleiner Schatz machte direkt sanfte Geräusche und war unglaublich wach.

Diese Erfahrung war so kraftvoll und wunderschön.

Ca. 30 Min. später kam auch im Wasser die Plazenta, mein Mann durchtrennte die Nabelschnur nach dem Auspulsieren, während wir noch im Pool saßen. Ich war noch nie in meinem Leben so stolz auf mich und meinen Körper. Seitdem schätze ich meinen Körper das erste Mal richtig wert.

Bei der Geburt habe ich mir einen Scheidenriss zugezogen, da meine kleine mit der Hand zuerst geboren wurde, aber dieser war nicht zu spüren während der Geburt. Nach dieser wundervollen, sehr schnellen Geburt ging es mir fantastisch.Ich bin duschen gegangen und habe dann bei der U1 meines Kindes zusehen können. Obwohl mir so viele von einer Hausgeburt abgeraten haben oder mir von ihren Horrorgeburten erzählt haben, war meine Entscheidung die beste, die ich für mich, mein Baby und meinen Mann treffen konnte.

Wir hatten eine wundervolle, unvergleichliche und einmalige Erfahrung. Ich würde alles jederzeit wieder genauso machen. Ich vertraue meinem Körper und meiner weiblichen Kraft nach dieser Erfahrung noch mehr denn je.