Hausgeburt von Jana 11. 01. 2022
Selbstbestimmte Wassergeburt in der Glückshaube
Als ich den positiven Schwangerschaftstest unseres 3. Kindes in der Hand hielt, konnte ich es nicht glauben, dass ich so schnell schwanger wurde. Anscheinend kannte mein Körper den Prozess genau und wusste beim 3. Mal einfach direkt wie alles funktioniert.
Ich machte mich recht schnell auf die Suche nach einer Hebamme. Der Wunsch nach einer Hausgeburt schlummerte in mir. Hatte ich doch bei meinem 1. Sohn einen unvorhergesehenen Kaiserschnitt, der mir hinterher emotional sehr zu schaffen machte. Mein 2. Sohn kam dann in einer interventionsreichen 28h Geburt 4,5 Wochen zu früh im Krankenhaus zur Welt.
Wenn man bedenkt, dass mein ET für den 6.1. ausgerechnet war, also direkt über die Weihnachtszeit/ Neujahrszeit. Und ich bereits eine Sectio und ein Frühchen hatte, standen die Chancen gleich null eine liebe Hausgeburtshebamme zu finden. Ich blieb dennoch hoffnungsvoll und telefonierte mir die Ohren wund. Einige Wochen später hatte ich Glück und Susann rief mich zurück. Sie konnte sich eine Hausgeburt mit mir vorstellen, vorausgesetzt die Schwangerschaft verläuft komplikationslos.
Die Vorsorgeuntersuchungen machte ich abwechselnd beim Gynäkologen und Susann.
Ich schaute, dass ich mich bei allem auf mein Gefühl verließ.
Die Schwangerschaft verlief traumhaft. Mir ging es blendend, ich konnte alles sehr genießen und steuerte auf meinen ET zu.
Ab ET fing ich an mit Nelkenöltampons und Senfmehlfußbädern, machte Spaziergänge und wartete ab.
An ET + 3 am Vormittag machte Susann einen leichten Anstupsversuch indem sie meinen Muttermund etwas massierte. Ab da hatte ich zum ersten Mal eine andere Art Ziehen im Unterleib. Irgendwas war anders. An diesem Tag machte ich noch einen großen Spaziergang im Watschelgang, legte mich nochmal hin zum Mittagschlaf und am Abend, als mein Mann beide Jungs ins Bett brachte,merkte ich gegen 19.30 Uhr, dass mein Bauch regelmäßig alle 5 Min. hart wurde. Ich fing an die leichten Wehen per App zu tracken und rechnete übrigens nach der Erfahrung mit der 28h Geburt meines 2. Kindes fest mit einer langen Geburt.
Ich sagte Susann und unserer Geburtsfotografin Bescheid dass sich irgendwas tut, ich aber nicht sicher sei.
Gegen 21.30 Uhr stieg ich in die Badewanne. Inzwischen musste ich schon leicht mit atmen. Es schien so, als ginge es wirklich los. Um 22 Uhr weckten wir unsere
Söhne, die dann kurze Zeit später vom Opa abgeholt wurden. Da musste ich schon kräftig die Wehen vertönen. Als wir die Jungs versorgt wussten, fing mein Mann an den Geburtspool im Wohnzimmer aufzubauen. Ich zündete Kerzen an, hörte sanfte Entspannungsmusik, lief umher, las meine Affirmationen und hatte nun alle 3 Minuten eine Wehe.
Als ich gegen 23.15 Uhr schon sehr laut mit tönen musste, entschied ich mich Susann und die Geburtsfotografin anzurufen. Beide machten sich auf den Weg.
Ab diesem Zeitpunkt überrollten mich die Wehen regelrecht. Ich kniete vorm Sofa, schwitzte unfassbar stark, vertönte lauthals meine Wehen. Mein Mann wurschtelte mit dem Pool herum. Er hatte Schwierigkeiten genug warmes Wasser zu kriegen und kochte Töpfe um Töpfe mit heißem Wasser ab. Hin und wieder kam er, gab mir einen Schluck Wasser und massierte mir den Rücken. Er redete mir gut zu. Dann kümmerte er sich wieder um den Pool. Was mich überhaupt nicht störte.
Ich war total bei mir und mit atmen beschäftigt. Gegen 23.45 Uhr waren Susann und kurze Zeit später auch unsere Geburtsfotografin dann eingetroffen. Susann machte sich erstmal ein Bild von der Situation. Sie strahlte soviel Ruhe aus und ließ mich einfach machen. Als sie meinen Muttermund untersuchen
wollte, stellten wir fest, dass er bis auf einen kleinen Saum bereits voll geöffnet war. In dieser Minute setzten dann auch schon Presswehen ein.
Ich musste mit schieben, ich konnte gar nicht anders. Jetzt war zum Glück auch der Geburtspool bereit. Ich stieg zwischen den Wehen hinein. Die Wärme und das Wasser taten unglaublich gut. Genau so hatte ich mir das vorgestellt.
Die Wehen kamen nun mit voller Kraft, ich tönte, drückte, schrie, gab Töne von mir, die ich vorher nie gehört hatte. Diese Kraft die ich in mir spürte überrollte mich vollkommen und ich konnte im Vierfüßlerstand einfach nur mitarbeiten, atmen, tönen. Der Kopf wurde geboren und ich konnte die Fruchtblase spüren, die wie ein Polster um Janas Kopf lag. Noch eine Wehe und sie war da. Susann gab ihr von hinten einen leichten Schubs, sodass ich sie vor mir aus dem Wasser heben konnte.
Da war sie. Um 0.22 Uhr. Vollkommen, wunderschön, fit und vital mit Glückshaube. Mitten in unserem Wohnzimmer, in ihrem und unserem Zuhause geboren.
Wir kuschelten noch etwas im Pool, später dann auf dem Sofa weiter. Die Plazenta wurde recht zügig geboren. Ich hatte sehr wenig Geburtsverletzungen, kaum der Rede wert. Ich legte Jana an, sie zog kräftig und später gegen 3 Uhr kuschelten wir zu dritt bereits in unserem Bett.
Diese Erfahrung einer Hausgeburt würde ich jeder Frau wünschen. Diese Urkraft, das Vertrauen in mich und meinen Körper habe ich durch diese wundervoll, magische, natürliche Erfahrung ganz neu lernen dürfen. Die Verbindung zu meiner Tochter ist ebenfalls etwas ganz Besonderes.
Ich weiß nicht ob man sagen kann, dass das mit der Wassergeburt zusammenhängt. Aber Jana liebt Wasser.
Sie wird förmlich angezogen von Wasser.
Kein Wasserglas, Wasserhahn, geschweige denn die Badewanne ist sicher vor ihr. Am Liebsten würde sie 3x am Tag baden 🙂
Wenn ich gefragt werde, ob ich nochmals eine Hausgeburt machen würde, sage ich
immer mit vollster Überzeugung:
NIE WIEDER ANDERS !